1835 – 1. Ostpreußisches Musikfest Königsberg

 

 

Mit der Erfahrung des Erfolges, den das Preußische Musikfest Marienburg 1833 errungen hatte, im Rücken wagte sich Carl Heinrich Sämann 1835 an die Ausrichtung eines Musikfests in Königsberg, an dem ostpreußische Chöre und Instrumentalisten teilnahmen und das an drei Tagen (mitten in der Woche nach Pfingsten) ausgetragen wurde.

Zwei Dokumente informieren über die näheren Umstände:

  • Ein Vorbericht von Eduard Sobolewski in der Neuen Zeitschrift für Musik (NZfM 1835.199f.). Er zeigt, dass Rivalitäten zwischen Sämann und Johann Friedrich Riel, dem Leiter seines seit 1799 bestehenden Singinstituts, die Mitwirkung des Rielschen Chores verhinderten, dass Riel sogar – übrigens ohne besonderen Erfolg – kurz zuvor ein eigenes Musikfest veranstaltete. Erst 1837 nahm Riels Chor am nachfolgenden 2. Ostpreußischen Musikfest teil. – Wesentliche Passagen dieses Vorberichts sind unten zu finden.
  • Eine ausführliche Besprechung von Johann Friedrich Dorn in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung. Diese führte zu einem nicht alltäglichen Nachgeplänkel zwischen Dorn und seinem Schwiegersohn Sobolewski, das an anderer Stelle dieses Portals nachverfolgt werden kann.


Hier Sobolewskis Ankündigung:

[…] In wie fern sich der ästhetische vielleicht auch moralische Egoismus noch weiter zeigt, werden Sie leicht erkennen. Wir besitzen hier zwei Singakademieen, eine unter dem Musikdirector Riel, der nun schon seit 30 Jahren mit seltener Ausdauer der edlen Musika hoffirt, und seit dieser Zeit regelmäßig am Charfreitage den Tod Jesu von Ramler und Graun aufführt; die zweite unter dem Musikdirektor Sämann, der die Musik al’ antiqua treibt, und daher Händel und Bach liebt. Durch ihn lernten wir Bachs Passion kennen. Ferner besitzen wir eine Liedertafel (ungefähr 60 Mitglieder), ihr zeitiger Director ist Hr. Neubert.

[…] Am 18. und 20. März gab Hr. Riel ein Musikfest. Er führte die beiden Oratorien Die Schöpfung und das Weltgericht in der Domkirche auf (150 Sänger, 26 Violinen, 9 Bratschen, 9 Cellos und 6 Contrabässe, die Blasinstrumente unverdoppelt).

[…] Hr. Sämann, dem eine Vereinigung mit Hr. Riel nicht gelang, gibt ebenfalls hieselbst, in Verbindung mit einem Comitee, ein Musikfest den 10., 11. und 12. Juni. Am ersten Tage wird Samson unter seiner Leitung aufgeführt. Am zweiten werden: die Pastoralsymphonie von Beethoven, Ouverturen berühmter Meister, ein Instrumentalsatz von Hr. Sobolewski, Gesang-Piecen von Mozart und von Gluck nebst einigen Instrumental-Solo-Piecen unter Leitung von Sobolewski gegeben. Am dritten Tage wechselt wieder Instrumental- und Vocalmusik unter der Leitung beider Directoren. Die Zahl der Mitwirkenden ist über 400 Personen. […]

J. Feski [d. i. Eduard Sobolewski]