1852 – 3. Preußisches Sängerfest: Königsberg

Das 3. Preußische Sängerfest 1852 in Königsberg zeichnet sich in der Rückschau dadurch aus, dass hier der Versuch unternommen wurde, neben dem Wunsch der meisten Sänger nach Geselligkeit auch die künstlerische Qualität der Aufführungen zu ihrem Recht kommen, ja zum mitbestimmenden Faktor werden zu lassen. Der durch diese Polarität angedeutete Zielkonflikt hat die deutsche Männerchorbewegung von Anfang an begleitet, in der Provinz Preußen wurde er zum ersten Mal 1852 in Königsberg zu voller Klarheit auf den Punkt gebracht. Dies ist vor allem Louis Köhler zu verdanken, der dem Festkomitee angehörte und Einfluss auf die Programmgestaltung nahm.

Die ersten beiden Sängerfeste (Elbing 1847; Danzig 1850) hatten sich am Konzept vieler vorangegangener Veranstaltungen außerhalb der Provinz Preußen orientiert. Köhler, der den Königsberger Sänger-Verein, einen Männerchor, von 1848 bis 1850 geleitet und mit ihm am Danziger Sängerfest teilgenommen hatte, berichtete schon 1850 am Beispiel dieses Vereins über das Dilemma, mit dem sich die meisten Vereine konfrontiert sahen (Der vollständige Bericht ist hier zu erreichen). Dass Köhler die Leitung des Sänger-Vereins Ende 1850 niederlegte, dürfte auch ein Hinweis darauf sein, dass er die Aufgabe nicht befriedigend lösen konnte.

Drei Berichte kommentieren hier das 3. Preußische Sängerfest.

  • Die Neue Berliner Musikzeitung berichtete knapp im Stil der damaligen Musikzeitschriften.
  • Die Illustrirte Zeitung, die sich nicht primär an eine Musik-Leserschaft wandte, beschrieb das Fest erstaunlich detailliert, sowohl hinsichtlich des äußeren Ablaufs (Umzüge, Rituale, Begleitveranstaltungen) wie des Musikprogramms.
  • Louis Köhler brachte in der Neuen Zeitschrift für Musik, dem Fachorgan für Grundsätzliches, eine tiefschürfende Analyse des Festkonzepts, die weit über die Königsberger Veranstaltung hinaus weist.

Hier gibt es eine Leseempfehlung: Es erhöht das Lesevergnügen und den Erkenntnisgewinn ungemein, die Kritiken in der hier gewählten Reihenfolge zu lesen, weil jeder nachfolgende Bericht das Spektrum seines Vorgängers erweitert.