Luisentheater

Das Luisentheater ist ein beredtes Beispiel dafür, dass die Epoche der Sommertheater zu Ende ging und dass es verschiedene Möglichkeiten gab, auf die sich abzeichnende Veränderung zu reagieren.

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts schuf das Kino neue Unterhaltungsangebote, die – vor allem im subbürgerlichen Milieu – schnell ihr Publikum fanden und andere Formen der Zerstreuung und des Freizeitvergnügens verdrängten. Auch schon vorher hatten immer wieder Theater schließen müssen (in Königsberg z. B. Sprind-Theater, Tivoli-Theater, Schützenhaus-Theater). Der Grund: Angebot und Nachfrage steuern auch den Theatermarkt; die schwächeren Theater, die schließlich wirtschaftliche Unternehmungen sind, bleiben auf der Strecke. Auf die Herausforderung des Kinofilms mussten nun diejenigen Theater, die sich eher auf leichte Kost spezialisiert hatten, eine jeweils eigene Antwort finden, wenn sie überleben wollten.

Das Apollo-Theater wandelte sich zum Kino und Varieté; später wurde es ein reines Filmtheater.

Das Luisentheater wählte einen anderen Weg. 1904 übernahm Martin Klein das Sommertheater Luisenhöh in den Mittelhufen und benannte es in Luisentheater um. Das Luisenhöh-Theater hatte zuletzt vor allem Lustspiele, vereinzelt auch Operetten auf dem Spielplan (in der Spielzeit des Sommers 1902 z. B. Die kleinen Michus - Operette von André Messager; Die Dame aus Trouville; Der rote Kosack; Hoffnung auf Segen; Frauen von heute; Die Einquartierung; Das schwarze Schäflein; Die Einberufung; Die japanische Vase).

Beim Luisentheater gewann die Operette Schritt für Schritt immer größeres Gewicht im Repertoire (1905 u. a. Wiener Blut; 1906 u. a. Die lustige Witwe; 1907 trat Paul Lincke als Gastdirigent auf). Zur Sommerspielzeit 1911 war die Entwicklung zum Operettentheater abgeschlossen. Als ein Resultat des neuen Status meldete das Luisentheater nun der Redaktion des "Deutschen Bühnen-Spielplans" seine monatlichen Spielpläne, die hier deshalb für 1911 und 1912 dokumentiert werden können.

Martin Klein, der nicht nur künstlerischer Leiter, sondern auch Eigentümer des Luisentheaters war, hatte mit diesem neuen Schwerpunkt zwar ein verlässliches Publikum gewonnen, musste aber auf die ungünstige Randlage seines Theaters reagieren. Die Mittelhufen lagen deutlich außerhalb der Befestigungsanlagen Königsbergs und waren nicht leicht zu erreichen. Ebenfalls im Nordwesten der Stadt, gleich vor dem Steindammer Tor, erwarb Klein ein Grundstück (spätere Anschrift: Hufenallee 2) und ließ ein Theatergebäude errichten, das von der Spielzeit 1912/13 an als Neues Luisentheater seinen Platz in der Königsberger Stadtgeschichte fand.

Hier geht es zu den Spielplänen für 1911-1912.