1936: 23. Deutsches Bachfest

Die Deutschen Bachfeste der Neuen Bach-Gesellschaft wurden, soweit es die Zeitumstände erlaubten, seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts jährlich an wechselnden Orten ausgetragen. Anlässlich des 18. Deutschen Bachfests 1930 in Kiel wurde das nächste Fest nach Königsberg vergeben.

Die Nennung der unmittelbar folgenden tatsächlich veranstalteten Deutschen Bachfeste zeigt, dass der ursprüngliche Plan geändert wurde:

  • 19. Fest – 1932 Heidelberg
  • 20. Fest – 1933 Köln
  • 21. Fest – 1934 Bremen
  • 22. Fest – 1935 Leipzig
  • 23. Fest – 1936 Königsberg

Die Gründe dafür, dass es 1931 mit Königsberg nichts wurde, sind noch zu erforschen, lassen sich aber gewiss in zeitnahen Veröffentlichungen, etwa in den Mitteilungen der Neuen Bach-Gesellschaft 1931 oder 1932 finden. Sie können externer wie interner Art sein. Die isolierte Randlage Ostpreußens, der sog. Ostmark, war wirtschaftlich ohnehin prekär und dürfte durch die Weltwirtschaftkrise zu Problemen geführt haben, die die Veranstaltung des Bachfests verhinderten. Auf der anderen Seite könnten hausgemachte Probleme hinzugekommen sein. Es fällt immerhin ins Auge, dass der Bach-Verein Königsberg, der als einer der Hauptträger der Konzerte in Betracht kam, 1932 – bald nach dem ursprünglich für das Bachfest ins Auge gefassten Termin – einen Wechsel seines Dirigenten erfuhr: Der Gründungsdirigent Walter Eschenbach, zugleich Domorganist, wurde von Traugott Fedtke, dem neuen Organisten der Neurossgärter Kirche, abgelöst. Die Hintergründe deutet der Vorstand des Bach-Vereins Hermann Roquette in einer Vereinschronik 1942 an, wo er schreibt: "Im Dezember des Jahres 1931 beging der Verein die Feier seines 15. Vereinsjahres in festlichem Rahmen. Bald darauf ergaben sich Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vorstand und dem Dirigenten, und diese führten zu einer Trennung vom Dirigenten, der im Juni 1932 aus der künstlerischen Leitung des Vereins auschied."

Erst 1936 kam das Deutsche Bachfest als das 23. seiner Art nach Königsberg. Die Umstände sind ungewöhnlich gut dokumentiert, weil

  • einer der Hauptbeteiligten, der Dirigent der Vereinigten Musikalischen und Sing-Akademie, Hugo Hartung, Programme und Presseartikel gesammelt hat, die mit seinem künstlerischen Nachlass aus Familienbesitz in das Museum Stadt Königsberg Duisburg gelangt sind,
  • das von der Neuen Bach-Gesellschaft herausgegebene offizielle Bach-Fest-Buch vorliegt (Privatbesitz).

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