Nodnagels Koenigsberger Haupttätigkeit war die des Musikredakteurs der Ostpreußischen Zeitung. Deswegen war er im Herbst 1899 von Berlin nach Koenigsberg gegangen.
Konservatorium / Constanz Berneker
Daneben suchte er sich in Koenigsberg weitere Betätigungsfelder. Die wichtigste war die als Gesangslehrer am Koenigsberger Konservatorium für Musik, das unter der Leitung von Emil Kühns stand.
Nodnagel berichtete über Veranstaltungen des Konservatoriums (25.02.1901; 28.10.1901) und wirkte auch selbst in solchen Konzerten als Sänger mit (11.11.1901 – Fußnote).
Nach Nodnagels Weggang aus Koenigsberg schrieb Kühn folgendes Zeugnis, das sich als Original im Hagener Nachlass Nodnagels befindet:
[Siegel: Koenigsberger Konservatorium für Musik]
Herr Ernst Otto Nodnagel aus Darmstadt war vom 1. Oktober 1900 bis zum 1. Juni 1903 als Gesanglehrer am Koenigsberger Conservatorium für Musik tätig.
Herr Ernst Otto Nodnagel erwies sich als vorzüglicher Gesangpädagoge und hervorragender Vortragsmeister. Er unterrichtet nach einer von ihm wissenschaftlich und künstlerisch begründeten Methode, die sein Bestreben erkennen läßt, auf Grund seiner Erfahrungen, nach tiefem Eindringen in die Materie eine deutsche Gesangmethode auszubauen.
Bei aller Rücksichtnahme auf die Individualität der Schüler, hat es Herr Nodnagel verstanden seine gesangpädagogischen Grundsätze, in leicht verständlicher Weise den Schülern praktisch zueigen zu machen. Es gelang ihm Stimmen von Herrn, die in reifen Jahren (37 und über 40 Jahre alt) ihre Gesangstunden bei Herrn Nodnagel begonnen haben, – nach verhältnismäßig kurzer Zeit – feststehend, vorn, umfangreich bei leichter Verbindung der Register zu bilden.
Das außergewöhnliche Wissen des Herrn Nodnagel, seine Intelligenz und scharf profilierte Erklärung beim Unterricht, vermochten seine Unterrichtsstunden nicht nur lehrreich, sondern auch sehr interessant zu gestalten.
Emil Kühns
Direktor des Koenigsberger
Konservatoriums für Musik
Koenigsberg i / Pr. den 31. März 1904.
Unter Nodnagels Gesangschülern war Felix Borbe, den er als Setzer in der Druckerei des Ostpreußischen Verlags kennen lernte. Borbe brachte es später als Konzert- und Opernsänger zu einiger Bekanntheit. Er nahm noch 1907/08 in Nodnagels Berliner Gesangschule (s. Nodnagels Tagebücher WMA 195/c/3) Unterricht und ist einer derer, die später aus Nodnagels letzter Lebenszeit berichten konnten (vgl. Kroll S. 160 – Auswahlbibliografie). Borbe spielte auch eine Rolle als Zeuge im Prozess Wilhelmi.
Am Konservatorium machte Nodnagel die Bekanntschaft Constanz Bernekers, der hier als Lehrer für Komposition arbeitete und der gleichzeitig Domorganist war. Nodnagels Wertschätzung dieses Koenigsberger Komponisten war erheblich; sie wird durch mehrere Kritiken Nodnagels belegt (11/12.1900 – Organist; 25.02.1901; 28.10.1901; 24.05.1902). Die wichtigste Schrift Nodnagels über Berneker ist der Nachruf, den er 1906 für die Zeitschrift „Die Musik“ schrieb und die unter einem anderen Menüpunkt zugänglich gemacht wird.
Eigene Konzerte
Nodnagel trat in Koenigsberg auch als Sänger und Komponist in Erscheinung (Näheres in einem eigenem Menüpunkt.).
Veröffentlichungen in Koenigsberg
In Koenigsberg veröffentlichte Nodnagel sein wichtigstes Buch Jenseits von Wagner und Liszt, das 1902 im Ostpreußischen Verlag erschien. (Das Kapitel, das sich mit Gustav Mahler beschäftigt, wird in einem eigenen Menü dokumentiert). Hier wurden auch seine Lieder aus Ostpreußen op. 31 nach Gedichten seines Chefredakteurs Friedrich Wegener publiziert sowie eine Einführung in die sinfonische Dichtung Tod und Verklärung von Richard Strauss (1902). – Details im Werkverzeichnis).
Tätigkeiten außerhalb Koenigsbergs
Nodnagel war während seiner Koenigsberger Zeit auch bei musikalischen Großereignissen in Deutschland als Musikkorrespondent unterwegs. Mindestens einmal dirigierte er in Dortmund ein eigenes Werk. Einen Schwerpunkt hatte er allerdings als Autor von Opern- und Musikführern, die in diesen Jahren bei den Verlagen Seemann, Leipzig und Bote & Bock, Berlin erschienen (s. Werkverzeichnis, Texte ohne Opuszahl, Zff. 2 und 3). Wegen dieser Verpflichtungen konnte er gelegentlich seiner Kernaufgabe in Koenigsberg nicht nachkommen, was durchaus Auseinandersetzungen mit seinem Chefredakteur Friedrich Wegener nach sich zog.