Max Brode hat seine Karriere in Königsberg als Geiger begonnen. Max Staegemann engagierte ihn 1876 als Konzertmeister an das Orchester des Stadttheaters und setzte ihn auch als Solist in den von ihm ins Leben gerufenen Sinfoniekonzerten ein.
Max Brode mit seiner Stradivari
(Sammlung Peter Brode)
Als Brode sich wegen der Nervenprobleme in seiner linken Hand immer stärker auf das Dirigieren verlegte, prägte dies auch sein Bild in der musikalischen Öffentlichkeit Königsbergs. In den letzten Jahren seines Lebens wurde er nahezu ausschließlich als Dirigent wahrgenommen. Darüber darf man seine Leistungen als Geiger, als Geigenlehrer und als Kammermusiker nicht vergessen.
Joseph Joachim, der führende Geiger in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hat Brode am Ende seines Lebens für den begabtesten aller seiner Schüler gehalten. Allein dieses Urteil mag andeuten, welche solistische Karriere ihm vielleicht bevorgestanden hätte, wäre es nicht zu den gesundheitlichen Problemen gekommen. Erfolgreiche Konzertauftritte im Anschluss an seinen Studien bei Joseph Joachim sind belegt, ebenso, dass er in Königsberg das Beethoven-Konzert und mehrere Violinkonzerte von Louis Spohr gespielt hat. Dass ihm während seiner frühen Tätigkeit in Augsburg die Gräfin Fugger eine Stradivari geschenkt hat, kann man auch nur als Anerkennung der ungewöhnlichen geigerischen Fähigkeiten Max Brodes deuten.
Schon früh war Brode auch als Lehrer für sein Instrument tätig und setzte dies in Königsberg fort. Seine Tochter Emilie, die später als Sopranistin weithin bekannte Emy von Stetten wurde unter seiner Anleitung zuerst eine vorzügliche Geigerin. Es ist fast unbekannt geblieben, dass der als Dirigent weltberühmt gewordene Jascha Horenstein (1898–1973) mit seinen Eltern 1905 aus seiner Geburtsstadt Kiew nach Deutschland kam und von 1907 bis 1911 bei Brode in Königsberg Geigenunterricht nahm, ehe er seine Studien bei dem Geiger Adolf Busch von 1911–1919 in Wien fortsetzte. – Max Brode bildete auch die Königsbergerin Else Mendel (verh. Else Mendel-Oberüber, *1886 in Allenstein) aus, die als Geigerin und Bratscherin später überwiegend in Berlin tätig war. Sie wurde u.a. dadurch bekannt, dass sie mehrere Werke für Violine solo bzw. Viola solo von Max Reger uraufführte. Else Mendel-Oberüber trat auch als Solistin in Königsberg auf: Am 4.11.1913 spielte sie mit dem Königsberger Musikverein unter Paul Scheinpflug im Schützenhaus Beethovens Violinkonzert.
Seine nachhaltigsten Erfolge als Geiger hatte Brode in Königsberg aber mit dem nach ihm benannten Streichquartett, dessen erstes Auftreten nicht mehr belegt, aber in der ersten Hälfte der neunziger Jahre vermutet werden kann. Mit seinen Musikerkollegen Winter, Argus und Hopf setzte Brode hier für Königsberg Maßstäbe, als er für viele Jahre eine Abonnementreihe mit drei bis vier Kammermusikabenden pro Saison anbot. Die Kammermusikangebote unter Brodes Mitwirkung wurden aber gekrönt, zumindest, was die gesellschaftliche Bedeutung für Königsberg betrifft, durch Auftritte mit Joseph Joachim. Dieser war mit Geigenabenden seit 1872, als Solist in Sinfoniekonzerten seit 1876 in Königsberg aufgetreten und war auch mit seinem berühmten Streichquartett (mit Heinrich de Ahna, dem ersten bedeutenden Geigenlehrer Brodes, als zweitem Geiger bis zu dessen Tod 1892) immer wieder nach Königsberg gekommen. Musikgeschichtliche Höhepunkte aus Königsberger Sicht waren aber mehrere Kammermusik-Auftritte Joachims, bei denen er sich die Mitwirkung Königsberger Musiker sicherte, darunter auch von Max Brode und von Ernst Wendel, der ebenfalls Meisterschüler Joachims gewesen war, der seit 1896 den Königsberger Musikverein leitete und mit einem eigenen Streichquartett das Kammermusikangebot der Stadt bereicherte. Man lese hierzu eine Kritik von Ernst Otto Nodnagel über eine Matinee, die um den 1. November 1900 im großen Saal der Börse stattfand.