Komische Oper: "Xerxes"

Wir verdanken Lotte Simon (ihr gehört ein eigenes Kapitel in diesem Portal), dass die Umstände einer Aufführung der Komischen Oper heute noch näher beleuchtet werden können. Am 24. März 1925 hatte Händels Xerxes als Königsberger Erstaufführung Premiere und stand auch an den beiden Folgetagen auf dem Programm (s. Spielpläne).

Erhalten sind ein Probenplan aus den ersten Februartagen, ein Rundschreiben vom 12. März und die Kritik Erwin Krolls in der Hartungschen Zeitung.

Die Aufführung lag in den Händen der Ortsgruppe Königsberg des Reichsverbandes Deutscher Tonkünstler und Musiklehrer (RDTM). Zwischen dem 6. und 14. Februar gab es vier Solistenproben im Hause von Bruno Dumont du Voitel und zwei Chorproben für den gesamten Chor in Klaviermagazin Theden am Rossgärter Markt.

Bis zur Generalprobe am 22. März sollten gem. Probenplan dann insgesamt 15 Proben stattfinden, und zwar in der Komischen Oper, entweder auf der Bühne oder im Probensaal, darunter drei Stellproben, zwei Orchesterproben, zwei konzertmäßige Proben, drei Bühnenproben, vier Gesamtproben und schließlich die Generalprobe selbst.

Die Verantwortlichen der Aufführung (für den RDTM Ernst Kunwald, Klara Schlesier und Kurt Wieck; für die Gesamtleitung Bruno Dumont du Voitel und Paul Hölzer) wiesen die Beteiligten auf die Bedeutung der Probenserie hin:

Die außergewöhnlichen Schwierigkeiten des Werkes verlangen gebieterisch die oben angeführten Proben. Nur bei einerderart sorgfältigen Vorbereitung wird es gelingen, eine gute Aufführung herauszubringen, die dem Stil und den Schönheiten der zum ersten Mal in Königsberg zur Darstellung gelangen Händeloper gerecht wird.

Wie wir aus Erwin Krolls Kritik erfahren, wurden die Vorbereitungen durch einen Streik von Orchestermusikern erschwert. Kroll schrieb, „dass der leidige Streik auch dem Händelorchester die besten Kräfte entzog, sodaß noch in letzter Stunde hilfsbereite Liebhaber einspringen mußten, um die Vorstellung überhaupt zu ermöglichen“. Vermutlich war Lotte Simon unter den „hilfsbereiten Liebhabern“, denn im Probenplan aus ihrer Sammlung sind die Termine mit Orchesterbeteiligung unterstrichen.

Zwei der erhaltenen drei Dokumente werden hier als Digitalisate zugänglich gemacht:

Das Rundschreiben lässt erkennen, dass gegenüber der ursprünglichen Planung drei weitere Proben und eine zweite Generalprobe eingeschoben werden mussten, so dass die Premiere nicht, wie zuerst angekündigt, am 23., sondern erst am 24. März 1925 stattfand.